Heksan V'kriss

Heksan saß im Gasthaus "Die Blechkrabbe". Der geräumige Hauptraum war relativ leer, aber das war am Tag des Eisvogelfests auch nicht anders zu erwarten. Die Bewohner von Kalman verteilten sich über die ganze Kleinstadt um an den zahlreichen Aktivitäten teilzunehmen. Heksan begrüßte die Ruhe. Endlich hatte er Zeit, die vielen Ereignisse der letzten Wochen zu reflektieren. Vor einer Woche hatte er im Sommerkloster von der Verbannung der Erzdrachen erfahren. Damit war ein großes Mysterium seines Volkes gelöst. Die unsterblichen Erzdrachen hatten die Drakor nicht im Stich gelassen. Durch niederträchtige Magie der Jotun Runenschmiede waren sie von Urkathor verbannt worden. Sie konnten ihren Kindern in den Jahren nach dem Krieg der Unsterblichen gar nicht zur Hilfe kommen. Dieses Wissen beruhigt Heksan. Hatte er doch schon immer den Ruf der Erzdrachen vernommen. Als einziger seines Clans, dem ehrenwerten Clan V'kriss aus silbernen Drakor, konnte er die Stimme vernehmen, die ihm Anleitung, Macht und Hoffnung verlieh. Nun hatte er Gewissheit: es war immer Skyralis, die Himmelsgleiterin, gewesen, die zu ihm gesprochen hat. Er ist berufen, seinem Clan das Wissen um das Schicksal der Erzdrachen zu bringen. Er ist auserwählt, Skyralis aus dem Labyrinth, dem von den Jotun erschaffenen Gefängnis, zu befreien. Das hatte er in seiner Vision im Sommerkloster gesehen. Er, der hoch oben in der Donnerwarte steht und mit dem Herz des Sturmes die Himmelsgleiterin zurück in diese Welt ruft. Er, Heksan V'kris ist der Auserwählte. Ein Drakor, der die Stimme der Erzdrachen hören kann. Er, der aus einem stolzen Clan stammt.

 

Auch darüber muss Heksan nachdenken. Sein Clan, seine Lebensweise. Sein Clan, der hunderte Meilen westlich lebt, am Rande der Stadtstaaten von Menschen. Umherziehend, ohne eigenes Land, ohne Heimat. Die Drakor des Clan V'kriss sind stolz, stark in ihren Überzeugungen und loyal zueinander. Aber seit dem Verschwinden der Erzdrachen führen sie ein Leben als Nomaden und Söldner. Die einstmals stolzen Kinder der Drachen, reduziert zu Lehendienste für niedere Völker um das eigene Überleben zu sichern. 

Und dann trifft er innerhalb von wenigen Tagen gleich drei andere Drakor. Clanlose Drakor verschiedenen Erbes. Clanlos sein...für ihn bisher die schlimmste Art der Bestrafung, scheint für diese Drakor völlig normal zu sein. Kann es wirklich sein, dass unterschiedlich Drakor zusammen in einem Kloster im Dämmerglutgebirge leben, auch wenn sie nicht das gleiche Erbe, das gleiche Blut teilen? Seitdem er seine heilige Suche angetreten und seinen Clan verlassen hat, hat Heksan viele für ihn zunächst merkwürdige und befremdliche Dinge erfahren und kennengelernt. Vielleicht war dies die Art der Himmelsgleiterin ihm seinen Weg aufzuzeigen.  

Vielleicht bräuchte es etwas geistige Offenheit, eine andere Sichtweise und auch die Hilfe Anderer, um die vor ihm liegende Aufgabe zu bewältigen. Seine Aufgabe, seine heilige Quest. Er würde das Herz des Sturmes entfachen und die Erzdrachin Skyralis befreien. Dann würde er von ihr lernen, ihren Willen erfahren und seinem Volk ihr Wort verkünden: als Herold der Himmelsgleiterin!

 

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